(Em.II, 185) Antwort an eine Zeitung, welche die Ideen über die Gründung einer Orient-Universität verfälscht:
Wir möchten hier die tatsächliche Situation an der Universität “Atatürk” als Antwort auf einen Artikel klar stellen, den ein Anhänger einer Partei, welche einige uns genau entgegengesetzte Ansichten vertritt und uns deshalb auf das heftigste kritisiert, in der Ausgabe der “Ulus” vom 1.4.1954 geschrieben hat. Es ist dies wie folgt:
Bis zur Eröffnung dieses Hauses der Wissenschaften (dârülfünun), welches jetzt Atatürk Üniversitesi genannt wird, hatte unser Meister Said Nursî bereits fünfzig Jahre mit großem Eifer gearbeitet. Obwohl unser Meister gegen die Einheitspartei war, hat sie gemeinsam mit Sultan Reşad für den Aufbau dieses Hauses der Wissenschaften neunzehn Tausend Taler (tahsis) in Gold zur Verfügung gestellt. Daraufhin hatte unser Meister in Van den Grundstein gelegt. Doch mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges blieb dann alles liegen. Später jedoch mit Beginn der Republikanischen Zeit, als Üstad Said Nursî nach Ankara zur Abgeordnetenversammlung (meclis-i meb’usan) eingeladen wurde, unternahm unser Meister nochmals einen neuen Startversuch (teşebbüs). Obwohl unser Meister dort der damaligen Regierung ganz und gar opponierte (muhalif) und sich dahin gehend äußerte, dass er die Politik (siyaset) ganz und gar aufgegeben habe und einigen ihrer Ansichten sogar vollkommen widersprach, sich auch nicht mehr “in eure weltlichen Angelegenheiten einmischen” wolle, ja sogar zu Mustafa Kemal sagte: “wer das Gebet (namaz) nicht verrichtet, ist ein Verräter (hain)”, ja auch das Angebot eines beträchtlichen Vermögens, ein Gehalt als oberster Prediger in den Ostprovinzen (şark vaiz-i umumîlik) u.dgl. beachtliche Angebote nicht angenommen (kabul) hatte, wurde dennoch für die Errichtung eines Hauses der Wissenschaften (dârülfünun) in den Ostprovinzen mit den Unterschriften von 163 Abgeordneten unter den 200 Abgeordneten und mit der Bestätigung (tasdik) von Mustafa Kemal beschlossen, hunderfünfzig Tausend Banknoten zu bewilligen, d.h. die wichtigste Frage in diesen Ostprovinzen war damals noch diese Universität. Und auch heute noch ist dieses Bedürfnis (ihtiyaç) noch zwanzig mal stärker als damals. Schließlich wurde dann – und wiederum zufolge des materiellen und geistigen (maddî ve manevî) Eifers und der Anspornungen (gayret ve teşvik) unseres Meisters – in der Zeit einer islamischen Regierung (hükûmet-i İslâmiye) beschlossen, sie aufzubauen.
Mir möchten nun in zwei, drei Punkten den weltumfassenden Wert (cihanşümul) und die Bedeutung dieser Orient-Universität gleich einem Tropfen aus dem Ozean darstellen:
Erstens: Dieses Haus der Wissenschaften (dârülfünun) gleicht einem Herzen (kalb) im Zentrum zwischen dem İran, Arabien, Ägypten, Afghanistan, Pakistan, Türkistan und Anatolien. Es ist zudem gleich der Câmi-ül Ezher eine Medreset-üz Zehra.
Zweitens: Nun werden in der ganzen Menschheit um des Weltfriedens (sulh-u umumî) willen, d.h. damit die Menschlichkeit nicht stirbt (ifsad), Lösungen gesucht und Bündnisse geschlossen. Da sich nun einmal diese islamische Regierung um des Weltfriedens (musalahat-ı umumiye) und der Sicherheit der Regierung (hükûmetin selâmeti) willen von Yugoslavien bis nach Spanien darum bemüht, sie zu steicheln und mit ihnen Freundschaft zu schließen, zeigen wir hier die Risale-i Nur als einen Beweis für die einzige unter allen möglichen Lösungen (çare-i yegânesi), die ein Unterrichtsbuch (ders kitabı) des ersten Initiators (müteşebbis) dieses zur Gründung geplanten Hauses der Wissenschaften (Dârülfünun) im Osten ist; und obwohl es die positiven, also die Naturwissenschaften (ulûm-u müsbete ve fenniye), mit den Wissenschaften des Glaubens (ulûm-u imaniye) versöhnt (barış) und seit den letzten dreißig Jahren alle Philosophen herausfordert, die offiziellen Gelehrten (resmî ülema) provoziert und die alte Regierung offiziell bekämpft, bei all diesen ihren Beifall (takdir) und ihre Begeisterung (tahsin) erfährt und bei den Gerichtsverhandlungen Freisprüche (beraet) gewonnen hat, die öffentliche Ordnung und Sicherheit, die sie in diesem Land (vatan) und für dieses Volk (millet) verschafft, sodass die inneren Unruhen, die in den islamischen Ländern, wie besonders in Marokko, in Ägypten, in Syrien und im Iran u.dgl. Ländern vorkommen, nicht in diesem Land zu sehen sind. So zeigt dies, dass die Risale-i Nur in diesem Land und Volk – obwohl es noch mehr Gründe für die Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gibt, als in anderen Ländern – der öffentlichen Ordnung dient und dass die Errichtung dieser Orient Universität der Menschheit den Weltfrieden (müsalemet-i umumiye) bringen wird. Da heute die Zerstörung (tahribat) geistig (manevî) ist, bedarf es dagegen einer geistigen aufbauenden atomaren Kraft. So ist denn die Risale-i Nur ein sicherer Beweis dafür, dass in dieser Zeit, da die Zerstörung eine geistige ist und der Widerstand dagegen auch nur durch eine geistig aufbauende atomare Kraft möglich ist, die Risale-i Nur, die Ursprung und Kern dieser Universität ist, also seit diesen dreißig Jahren vor den Angriffen der entsetzlichen Irrtümer (dalalet) und Philosophien (felsefe) und des Atheismus (dinsizlik), die aus Europa kommen, eine Mauer errichtet. So wurde denn die Risale-i Nur vor dieser geistigen Zerstörung zu einer geistig wieder aufbauenden atomaren Kraft.
Drittens: Da diese Orient-Universität ein Zentrum (merkez) ist, das seiner Struktur (mahiyet) entsprechend und von seiner Bedeutung (ehemmiyet) her, die islamische Welt (âlem) und ganz Asien betrifft, wäre es in der Tat durchaus richtig, wenn man dafür nicht nur sechs Millionen, sondern selbst sechs Milliarden ausgeben (masraf) würde.
Da die “Neue Zeitung (Yeni Ulus Gazetesi)” genau die entgegengesetzte Ansicht vertritt, versucht sie diese ganze Angelegenheit zu verschleiern und einigen höheren Beamten der neuen Regierung, die auch für diese Sache arbeiten, die Schminke einer Art “Rückständigkeit (irtica)” zu geben. In Wirklichkeit ist diese Sache eine Angelegenheit des höchsten Fortschritts (terakki) und ein Fahrzeug (medar) für den Weltfrieden (sulh-u umumî). Diese Einrichtung wird einer solchen islamischen Regierung so viel Kraft (kuvvet) verleihen, wie die Einführung des mohammedanischen Gebetsrufs (ezan-ı Muhammedî) auf arabisch und des Religionsunterrichts, welcher zu den islamischen Kennzeichen (şeair-i İslâmiye) gehört. Ja sie wird sogar überaus glänzende Möglichkeiten dazu bieten, dass in Zukunft dieser Regierung in ihrer Geschichtsschreibung mit vollkommener Hochachtung und Gutheißung gedacht wird.
Das Licht (Nur) und die Fülle (feyiz), welche durch die Verwirklichung (ihyasıyla) dieser Pläne zustande kommen soll, wird als einer der größten und somit weltumfassenden (cihandeğer) Dienste der Regierung der demokratischen Partei in Ewigkeit in einer seinesgleichen nie gesehenen Pracht erglänzen. Sie wird ihr so ein internationales Ansehen verschaffen.
Die Schüler (Nur Talebeleri), die wegen der Krankheit unseres Meisters (ustadh) in seinem Dienst (hizmet) stehen