Als ich die außerabendländischen Kulturen erforschte, habe ich entdeckt, dass im Islam ein besonderes Potenzial vorhanden ist. Das war keine plötzliche Entdeckung. Mein erster Artikel über islamisch-arabische Kultur hatte ich in voller Begeisterung nach meiner sehr bedeutsamen Begegnung mit Scheich Ibrahim im Jahre 1949 verfasst. Heute aber gibt der Islam, wenn ich unser Jahrhundert kritisch betrachte, Antwort auf meine Lebensfragen, die ich in drei Stichpunkten zusammenfasse.
- Mohammed beanspruchte niemals, einen neuen Glauben gegründet zu haben. Er hat uns den ursprünglichen Glauben Abrahams verkündet. Im Qur’an heißen Moses und Jesus, Propheten des Islam. Die Welt kann darin eine Einheit unter Juden, Christen und Moslems schaffen.
- Der Islam trennt wissenschaftliche Bildung nicht von Weisheit und Weisheit nicht vom Glauben. Die islamische Bildung hatte in den glänzenden Zeiten der Universität Cordoba die Forschung der Ursachen nicht von der Forschung des Zieles getrennt. Dies hindert jedenfalls, dass sich wissenschaftliche Bildung und Technologie in die Bürokratie der Bildung und Technologie umwandelt und dass sich Politik in Machiavellismus verändert. Es zwingt dazu, nicht nur nach dem Wie sondern auch nach dem Warum zu fragen.
- Der Islam veranlasst die Menschen die Frage nach der Beziehung zwischen dem Glaube und Politik, welche zwei Dimensionen des Menschen bilden, in der Öffentlichkeit zu besprechen und lässt sie nicht mit den Beziehungen zweier Institutionen wie Kirche und Staat verwechseln, wie es in Frankreich und in allen anderen Ländern Europas vorkommt.
Sie werden fragen, wo es diesen idealen Islam gibt. Nirgendwo! – Richtig, er existiert nur in einem Buch und im Herzen der Menschen, so wie er aber in christlichen Gemeinschaften niemals vorhanden war.
Garaudy schreibt weiter, dass diese ideale islamische Gemeinschaft in ihrem einzigen und einzigartigen Beispiel durch den Ehrwürdigen Propheten in Medina gegründet wurde. Damit hatte der Islam eine bedeutende Lücke in der Christenheit erfüllt und Ordnung in der Gesellschaft geschaffen. Die Gemeinde, welche Mohammed zustandebrachte, ist weder um ein bestimmtes Blut, noch um ein bestimmtes Stück Erde, noch um einen bestimmten Markt, noch um eine bestimmte Kultur errichtet. Sie ist auf die Einheit im Glauben aufgebaut. Sie ist offen für alle. So stellte sich mir dies als der Grundstein einer menschlichen Gemeinschaft heraus.